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Völkerkunde Museeum Hamburg

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Alt-Ägypten im Völkerkundemuseum Hamburg

Röntgenbild des Chonsu-maa-cheruNur wenige kennen den kleinen, ca. 50 qm großen Raum, den man nur über eine Treppe vom großen Saal Afrika aus erreichen kann. Umlaufend an den Wänden befinden sich auf der rechten Seite Glasschränke mit ca. 16 Bruchstücken und Stelen, beginnend in der 5. Dynastie bis zur römischen Zeit in Ägypten; daran anschließend eine Glasvitrine m einer Mumie, eine Vitrine mit einem Holzsarg, ein großer Glasschrank in der Ecke des Raumes mit verschiedenen Exponaten und eine in die Wand eingelassene Vitrine mit Kleinplastiken und Schmuckstücken. In der Mitte des Raumes befindet sich eine von allen Seiten einsehbare große Vitrine mit dem besten Exponat, einer Mumie und dem da- zugehörigen Sarg, deren Bemalung in besonders gutem Zustand ist.
Ich möchte meinen Rundgang rechts vom Eingang aus beginnen:

1.) Als erstes befindet sich dort das Bruchstück eines Reliefs aus dem Torbau der Grabanlage des Königs Sahure (5. Dynastie), gefunden bei Abusir. König Sahure ist mit der Atef Krone abgebildet. Das Relief ist stark verwittert, und es ist keine Bemalung zu erkennen.

2.) Das 1 qm große Reliefbruchstück zeigt einen Teil der Szene des Auslaufens und der Heimkehr der königlichen Seeflotte aus dem westlichen Umgang der Grabanlage des Königs Sahure. Diese Schiffe befuhren das Rote Meer und, das Mittelmeer.

3.) Das ca. 35 x 50 cm große Bruchstück stellt den König Sahure mit Gefolge dar. Dieses Stück ist aus dem südlichen Umgang der Grabanlage und gehört in die untere Reihe. Besonders hervorgehoben ist der Vorlesepriester Hefi.

4.) Türpfosten aus einer Grabkammer der 5. Dynastie. Die Darstellungen zeigen von oben nach unten Männer bei verschiedenen Verrichtungen, z.B. einen Barbier mit Stoffstreifen oder Männer mit Opfergaben. Die Kopfbreite des Stückes beträgt ca. 60 cm, die linke Seite ca. 1,20 m und die rechte Seite ist ca. 70 cm lang, von dort an verdünnt sich das Stück auf eine Breite von ca. 25 cm.

5.) Ein Bruchstück in der Größe von ca. 70 x 70 cm, bei dem aus der linken Seite ein Stück herausgebrochen ist. Das Bruchstück ist ein Teil aus dem Totentempel des Königs Niuserre bei Abusir (5. Dynastie). Auf dem Stück sind zwei Männer und einige großformatige Schriftzeichen (Kreis, Striche und eine Schale) zu sehen. Eine Name ist nicht zu bestimmen.

6) Ein weiteres, ca. 50 x 25 cm großes Bruchstück aus dem Grab des Königs Niuserre zeigt die Köpfe von vier Würdenträgern oder Hofbeamten, bei denen auch keine schriftliche Einordnung vorhanden ist.
 

7) Ein Türsturz in Halbrundform in der Größe von ca. 80 x 20 cm mit hohem Relief stellt den Eingang zur Grabkammer des Richters und Gauverwalters Adti-hotep aus Saqqara (4. Dynastie) dar.

Bild zu Punkt Nr. 88) Das nächste, ca. 90 x 40 cm große Bruchstück zeigt ein Ehepaar und ist Teil einer Speisetischszene. Der Mann hat einen unbekleideten Oberkörper, trägt einen großen Hals-kragen, die Perücke der Vornehmen und den Kinnbart. Die Frau trägt ein Trägerkleid. Eine Kopfbinde, als Schleife gebunden, hält ihr kurzes Haar zusammen. Leider lassen sich keine Schriftzeichen zu einer Deutung heranziehen

9.) Eine Scheintür in der Größe von ca. 100 x 60 cm ist aus dem Grab der Sat-impi bei Abusir (6. Dynastie). Die Inschrift auf dem Stück enthält unter anderem ein Gebet für die Tote an Osiris, den Gott des Totenreiches.

Abbildung zu Nr. 1010.) Grabstein der "Einzigen Königsfavoritin" Benenet. Die Tote sitzt links an einem Speisetisch mit den Opferbrot- schnitten, rechts erscheint sie stehend mit einem Papyrus-stengel. Die Inschrift auf diesem Stein lautet: "Der König gibt ein Opfer, das gegeben wird dem Osiris dem Herrn von Busiris, erster der Westlichen, Herr von Abydos und dem Anubis, der auf seinem Berge und in seinen Binden ist, dem Herrn der Nekropole: Sie möge bestattet werden in ihrem Grabe der Totenstadt, das sehr schöne Kind, die geehrte beim Großen Gotte, die "Einzige Königsfavoritin". Sie lebte in der 1. Zwischenzeit, 11. Dynastie.

11.) Die 15 x 40 cm große Totenstele der Tent-sechet-netjer, Sängerin des Gottes Amun. Dieses Stück aus stuckiertem und bemaltem Palmenholz stammt aus Theben aus der Zeit der 21. oder 22. Dynastie. Seine Bemalung ist die am besten von allen Stücken erhaltene. Die Verstorbene ist im Gebet mit dem Gott Re-Harachte dargestellt. Sie trägt ein modisches Faltenkleid und auf der Perücke eine Lotosknospe und einen Duftkegel. Auf dem Tisch befinden sich Opfergaben für den Gott Amun.

12.) Grabstein des königlichen Baumeisters Cheriuf, 18. Dynastie, etwa 1500 v.Chr. Im oberen Teil ist der Tote mit Frau und Sohn bei der Anbetung des Gottes Osiris zu sehen. Darunter sitzt der Verstorbene mit seiner Frau an einem Tisch, auf dem Opfergaben liegen. Vor dem Tisch stehen seine Kinder und Enkel, die weitere Opfergaben bringen. Die Stele hat eine Größe von ca. 40 x 25 cm und ist oben abgerundet.

13.) Trapezförmiger, oben abgerundeter Grabstein des Pha-tres mit demotischer Schrift. Die Stele ist wahrscheinlich aus Achmim und entstand in der römischen Kaiserzeit. Unter der geflügelten Sonne steht rechts der Grabherr vor den Göttern Osiris, Horus, Isis, Nephthys und einer Göttin mit Doppelkrone, von der man annimmt, daß sie die Göttin Hathor darstellt. Die Inschrift besagt, daß Phatres 70 Jahre alt wurde. Er war 10 Jahre in der Steuerverwaltung, 28 Jahre Zolleinnehmer und Weinbergverwalter. Sein erstes Amt trat er mit 16 Jahren an.

Abbildung zu Nr. 1414.) Ca. 35 x 30 cm große Opferplatte des Nes-min, ca. 300 v.Chr. Auf den flachliegenden Stein wurde Wasser gegossen, das die Grabbesucher seit allen Zeiten für die Verstor-benen während des Totengebetes spendeten. Die Tafel zeigt unten eine Matte, in der Mitte darüber ein Opferbrot. Diese beiden Bildzeichen bezeichnen in der Schrift der Ägypter das Wort "opfern". Darüber steht ein Blumenstrauß und außen zwei Wasserkrüge, aus denen das Wasser in die Vertiefungen gegossen wurde, die hier die Form des Königsrin-ges haben, welcher den Königsnamen zu umfassen pflegt. Links davon sieht man drei Gefäße für Wein, Bier und Milch, rechts drei Schalen für Opfergebäck. Die Inschriften nennen die Wünsche des Totengebets sowie Titel und Na-men des Toten und seiner Eltern. Am Kopf der Tafel ist eine etwas ungewöhnliche, nasenartige Ausbuchtung von ca. 8 x 10 cm.

15.) Vermutlich aus Memphis stammende, ca. 20 x 40 cm große Grabstele eines Priesters mit Namen Archebis (Horemachbit) der griechisch-römischen Zeit. Darauf sieht man einen kahlköpfigen Priester vor einem verstorbenen Ehepaar namens Pascheriser (Mann) und Apis (Frau), über den Toten befinden sich Seelenvögel bei der Anbetung der aufgehenden Sonne.

16.) Daneben befindet sich noch ein Grabstein in der Größe von ca. 45 x 85 cm mit einer koptischen Inschrift aus der Zeit von ca. 400 n.Chr.

17.) Glaskasten mit der guterhaltenen Mumie eines Unbekannten. Römische Zeit, 1.-2. Jh. n.Chr. Die Besonderheit dieser Mumie ist die kunstvolle Kassettenwicklung mit dicken Leinenstreifen. Sie liegt in einem Glaskasten bei einer Länge von ca. 1,70 m.

Abbildung zu Nr. 1818.) Hochstehender Glasschrank mit mumienförmigem Sarg eines unbekannten Toten. Bemaltes Holz aus Abusir el- Meleq, Spätzeit, ca. 600 v.Chr. Der reichgeschmückte Halskragen endet seitlich in Falkenköpfen.

19.) Im großen Glasschrank sind viele Exponate plaziert, von denen hier die wichtigsten besprochen werden sollen. Dies sind drei Mumienmasken aus der römischen Kaiserzeit aus Hermopolis, Tuna el Gebel und die Mumienhülle eines Mädchens aus der römischen Kaiserzeit um 200 n.Chr. Die Hülle ist mit Pflanzenteilen gemagerter Lehm mit Stuck überzogen, vermutlich über einem Formkern modelliert. Griechische Tracht und Schmuck zeigen, daß es sich um ein Mädchen aus einer griechischen Kolonie handelt, das auf ägyptische Weise beigesetzt wurde.
Das dritte ist eine Kindermumie in einem mumienförmigen, bemalten Holzsarg aus der Römischen Kaiserzeit, um Christi Geburt. Die unverständliche Inschrift zeigt, daß viele der späteren Künstler die alte Sprache und Schrift nicht mehr beherrschten. Zwischen Halskragen und Schriftband kniet mit ausgebreiteten Flügeln die Himmels- und Totengöttin Nut.
Darüber hat man zum besseren Verständnis der Verwendung den Mumienschrein des Jungen Pediese, Sohn des Hor und einer Sängerin des Gottes Min namens Taschere-min, gestellt. Der Schrein ist aus der Zeit um 100 v.Chr. Die

Seiten des Schreins sind mit den Schutzsymbolen des Djed-Pfeilers und des Isis-Blutes verziert. Auf dem Deckel (Dach) sind noch 5 Holzplatten erhalten. Der Schrein hat das Aussehen eines Hauses, das nicht fertig gedeckt ist.

Auf einem Podest stehen drei Figuren, die Osiris auf einem langen Sockel, eine Osiris-Figur ohne Sockel sowie eine Falkenfigur zeigen. Die Osiris-Figur mit Sockel ist aus Holz, Ende der Spätzeit, dargestellt ist der auferstandene Tote als Osiris, der sich mit der Ba-Seele vereinigt. Der Tote heißt Wenamun. Die Figur mit Sockel hat eine Größe von ca. 40 x 40 x 10 cm, die zweite Osiris-Figur ist ca. 35 cm hoch, Breite u. Länge ca. 8 x 8 cm. Beide Figuren sind noch in guter Bemalung.
Auf einem Holzbrett liegen eine in Binden eingehüllte Vo-gelmumie und eine Falkenmumie ohne Binden aus der grie-chisch-römischen Zeit. Die Mumifizierung von Falken und Ibissen sowie von anderen Tieren (wie Katzen, Krokodilen und Schlangen) ist aus der Tatsache heraus zu verstehen, daß die alten Ägypter diese Tiere als heilig ansahen und einige auch den Göttern zugeordnet waren.
Ein Klappstuhl aus Holz mit Bronzenieten aus dem Neuen Reich, wahrscheinlich 18. Dynastie, (der Vorläufer eines modernen Campingstuhles). Eine Nackenstütze, Sandalen, Tongefäße und ein Weidenkorb runden die Schauobjekte auf dem Boden ab.
Als weiteres steht dort der Kastensarg der Sat-bastet, Priesterin der Himmelsgöttin Hathor, aus einem Familiengrab auf dem Pyramidenfeld von Abusir, ca. 1900 v.Chr. Auf den Inschriftbändern (quer) stehen das Totengebet sowie (senk-recht) Titel und Name der Toten. Die Tote befindet sich unter dem Schutz der vier Kanopengötter Amset, Hapi, Duamutef und Kabeh-senuf.
An der Wand lehnen Deckel und Unterteil des Mumiensar-ges der Pa-bas aus der 26. Dyastie um 600 v.Chr.
Das schönste Stück der Sammlung, die Mumie des Priesters Chonsu-maa-cheru, befindet sich in einer großen, zweige-teilten Glasvitrine in der Mitte des Raumes. Im oberen Fach liegt die Mumienhülle aus stuckgetränkter und bemalter Leinwand und hölzernem Schädelteil, aufgemaltem Seelen-vögel mit Widderkopf auf der Brust und darunter, im oberen Register, den vier Horuskindern, den Schutzgöttern für die Eingeweide des Toten. Die Trennung zwischen oberem und mittlerem Register wird durch den Horusfalken mit der Sonnenscheibe betont. Im mittleren Register sind die Göt-tinnen Isis und Nephthys als Frauen dargestellt, die das Anch-Zeichen halten. Im unteren Register treten die beiden Göttinnen als Falkenweibchen in Erscheinung. An den Füßen ist der Wolfsgott Upuaut abgebildet, unter den Füßen des Apis-Stier. Auf dem Kopf befindet sich als Zeichen der Auferstehung ein Bild des geflügelten Käfers, der die Sonnenscheibe vor sich herschiebt. Im unteren Fach befindet sich die Mumie in der originalen Wicklung der Einbalsamierung, darauf liegen Halsamulette aus Leder. Die gekreuzten Streifen sind wahrscheinlich Würdezeichen. Das Röntgenbild an der Kopfseite des Schrankes zeigt einen ca. 30 Jahre alten Mann, dessen Gesundheitsstand der Knochen und Gelenke noch gut ist. Todesursache? Auf den Lederstreifen ist der Name des Königs Osorkon I. zu lesen. Der Tote war ein Priester des Gottes Amun aus Theben um 915 v.Chr.
Den Abschluß des Rundgangs bildet eine in die Wand ein-gelassene Vitrine mit Vasen, Schmuckstücken, Ketten, Skarabäen, Osiris-Figuren, Horus-Falken, Uschebtis und Bild-hauer-Lehrstücken.
 

Museum für Völkerkunde
Rothenbaumchaussee 64
Hamburg

U Bahn Hallerstraße oder Bus 31 und 104 Öffnungszeiten: Di.-So. von 10.00-17.00 Uhr

Dieter Hein

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