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Der Nil

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Der Nil, Eine Straße Gestern & Heute

Das Nildelta

Von den Menschen am Nil während der Steinzeit wissen wir fast nichts - und noch weniger von ihren Fahrzeugen. Während eines langen Zeitraumes dieser Epoche, die ungefähr 450 000 Jahre gedauert haben soll, bestand vielleicht der größte Teil Nordafrikas aus Steppe und Wald mit reichem Tierleben. Der Nil war breiter als heute und wurde durch viele Nebenflüße verstärkt. Gegen Ende der mittleren, älteren Steinzeit, vor etwa 35000 Jahren, regnete es in ägyptischen Niltal immer weniger. Es ist möglich, daß zu dieser Zeit die Verbindung zum Blauen Nil entstand. Man kann sagen, daß damit die Voraussetzung für das Entstehen der ägyptischen Hochkultur gegeben war. Jeden Sommer fallen die Monsunniederschläge über dem abessinischen Hochland und erhöhen den Wasserstand des Flußes, der dann in Ägypten über seine Ufer tritt. Wenn sich das Nilwasser zurück zieht, sind die Ufergebiete mit Schlamm bedeckt, der später nach der Bearbeitung zu einer Anbaufläche wird. Während der letzten Eiszeit in Europa sank der Wasserspiegel des Mittelmeeres um faßt 100 m unter seinen jetzigen Stand und der Nil wurde zu einer schmalen Furche, tief im Schlamm eingegraben. Durch das Abschmelzen des Eises vor ca. 10000 Jahren stieg der Wasserstand des Nil erneut wieder an. Normadenstämme begannen das Niltal urbar zu machen. Um 5000 v. Chr. begann es in Ägypten wieder Stärker zu regnen und dieses vorteilhafte Klima blieb bis zum Anfang der 6. Dynastie. Die umgebende Wüste wurde nochmals Steppe mit einer reichen Tier- und Pflanzenwelt, welche man auf den Zeichnungen aus dieser Zeit gut betrachten kann.


Da der größte Teil Ägyptens aus schmalen Landstreifen an einem mächtigen Strom besteht, bedeuten Schiffe beinahe alles. Seit langer Zeit findet man auf Gefäßen und an Felswänden immer wieder Zeichnungen von Booten und Schiffen. Natürlich müs-sen auch die Götter in Barken über den Himmel fahren, der Sonnengott Re oder Ra, hatte sogar zwei Schiffe mit denen er am Tage über den Himmel und durch die Un-terwelt des Nachts fuhr.

Berühmt sind die 1954 gefundenen Sonnenschiffe des Königs Cheops, von denen ein Schiff bei Untersuchungen an der Cheopspyramide entdeckt und geborgen wurde.

Die beiden übrigen Schiffe befinden sich noch in den dafür vorgesehenen Gräbern/Gruben und sollen in einer späteren Zeit geborgen werden.

Ein Papyrus enthält das älteste Bordbuch der Welt, aus dem wir entnehmen können, was alles an Bord war. Da ist die Rede von Getreide, Vieh, Holz, Steine, Soldaten, Pilger und Leichenzügen. Alles wurde auf dem Nil und seinen Seitenarmen befördert. Auch die Sprache paßte sich den Gegebenheiten an. Man sagte: nordwärts fahren oder südwärts fahren, da man auf dem von Süden nach Norden fließenden Strom nur entweder stromab oder stromauf fahren kann Der Nil hat eine starke Strömung, aber der Nordwind ist stärker, stromab kann man ohne Mühe rudern, der Mast hindert nur und wurde umgelegt. Umgekehrt kommt man mit dem Segel, wenn man gleichzeitig rudert, gut stromaufwärts voran.

Die älteste uns überlieferte Form der im Niltal gebräuchlichen Schiffe waren kleine Nachen aus Papyrusschilf, die noch die Griechen in Ägypten kennenlernten. Eigentlich waren es nur kleine Flöße ohne Bord, die durch die zusammen gebundenen Schilfbündel gebildet wurden.( Ich möchte an dieser Stelle auf den Grabschatz des Tut-anch-amun hinweisen, bei dem es ein Holzmodel gibt: Der König auf der Jagd , auf einem schmalen Schilfnachen stehend.) In der Mitte waren sie etwas breiter als an den Enden. Die Enden waren etwas nach Oben gezogen, dadurch wurde eine gute Gleitfähigkeit auf dem Wasser erreicht. Alle größeren Schiffe baute man aus Holz. Holz war in alten Ägypten ein knapper Werkstoff. Die in Ägypten wachsenden Holzarten, waren oder sind von nicht besonderer Qualität. Die guten Holzsorten mußten aus dem Libanon eingeführt werden. So stellten die Schiffe an sich schon einen großen Wert für ihre Besitzer da.

Texte im Alten Reich geben Auskunft über die Größe der Schiffe, die für den Trans-port von Steinblöcken eingesetzt wurden. Ein Breitschiff aus Akazienholz von 60 Ellen Länge ( 1 Elle ca. 53-56 cm) und von 30 Ellen Breite, hatte somit einen Länge von ca. 30 Meter und eine Breite von ca. 15 Meter. Es konnte in 17 Tagen zusammen gebaut werden. Die Menge der unterschiedlichen Schiffstypen kann man auf den verschiedensten Abbildungen ersehen.

Fast alle größeren Schiffe waren zum Rudern und Segeln eingerichtet . Man kennt nur ein Segel, und zwar ein ziemlich hohes und schmales leinenes Raasegel von rechteckiger Form, dessen einzelne Bahnen nicht senkrecht, sondern waagerecht verlaufen. Der Mast ist als "Bockmast" ausgeführt, d. h. er besteht aus zwei zierlich schwachen Stangen, die an ihren oberen Ende miteinander verbunden sind und der Mast kann niedergelegt werden. Von der Spitze des Mastes geht ein starkes Seil zu dem Vorderteil, ein weiteres Seil führt zum Heck des Schiffes. Diese Seile halten den Mast in seiner Stellung. Meist waren noch 6 bis 12 weitere Seile vom oberen Teil des Mastes nach hinten gespannt, die ein Durchbiegen des Mastschenkel bei stärkerem Wind verhindern sollten. Die Raa ist an der Spitze des Mastes mit diesem verbunden, zwei Seile die von den Enden der Raa nach hinten gehen, gestatten den Matrosen, diese nach rechts und links zu wenden. Das Segel hängt bis auf den Bord des Schiffes herunter, diese Segel konnten schon eine Fläche von 60 – 70 qm haben. Auf dem Deck, daß gewöhnlich schwarz dargestellt wird, wegen des Teer zum Abdichten des Holzes, befand sich hinter dem Mast eine Kajüte. Dort waren die Gäste oder der Besitzer des Schiffes untergebracht. Die Wände konnten bei einigen Modellen auch aufgerollt werden, um den Wind zur Kühlung zu nutzen. Wollte ein Gast oder eine besondere Persönlichkeit nicht gesehen werden, ließ man die Matten herab und so war man vor neugierigen Blicken verborgen

Frachtschiffabbildung aus dem Tempel von Hatschepsut

Neben der Flußschiffahrt betrieben die Ägypter schon sehr früh auch eine aus-geprägte Seefahrt . Schon aus dem Alten Reich sind uns Überlieferungen erhalten, die den Transport eines Heeres zu Schiff nach Palästina beschreibt. Wie die Schiffe aussahen ist in dem Tempel der Hatschepsut und in dem Totentempel des König Sahure festgehalten. Auf diesen Reliefs ist die Heimkehr der Schiffe aus Punt und aus den asiatischen Gewässern dargestellt. Auf den Abbildungen im Totentempel des Sahure, sind am Bug und Heck des Schiffes glückbringende Zeichen, das Anch-Zeichen und das Horusauge zu sehen. Die Segel sind eingezogen worden. Die Mastbäume sind niedergelegt und die Ruder hängen in ihren Befestigungen an der Bordwand. Die Matrosen und die Mitreisenden sind aufgestanden und haben die Hände zum Gruß erhoben. Sie grüßen den König, der an Ufer das Schiff erwartet. Der entsprechende Text lautet: "Preis Dir, Sahure, Du Gott der Lebendigen, wir sehen Deine Schönheit", so rufen die Heimkehrer ihrem König zu.

Diese Fahrten muß es schon lange gegeben haben zu den reichen Küstenstädte Syriens, daß bezeugt ein merkwürdiger Umstand. Es gab in der Sprache der Ägypter extra ein Wort für diese Reisen. Für die seefahrenden Schiffe verwendete man den Namen der Stadt Byblos. Er lautete etwa "gublije", welches in der Übersetzung Byblosfahrer bedeutete. Dieser Name wurde schon nach kurzer Zeit auch für die Schiffe verwand, die nach Punt fuhren. Nach den neuesten Nachforschungen nimmt man an, daß das Land Punt das jetzige Somalia ist oder zu mindestens auf oder an der Spitze des Horn von Afrika lag. Aus dem mittleren Reich gibt es keine oder nur sehr wenige Informationen über eine ausgeprägte Küstenfahrt. Erst die Darstellungen im Tempel der Königin Hatschepsut bei Der el Bahari zeigen uns wieder seefahrende Schiffe. Die Abbildungen zeigen Schreiber bei der Bestandsaufnahme der mit gebrachten Waren. Bäume und Pflanzen sind auch mit dabei.

Wer schon einmal ein Buch über die Schätze aus dem Grab des Königs Tut-anch-anun gesehen hat, vielleicht auch schon die Originale im Museum in Kairo, wird feststellen, daß auch bei diesen Grabbeigaben dem notwendigen Verkehr auf dem Fluß der Unterwelt Rechnung getragen wurde. Zahlreiche Schiffsmodelle sind dieser Grabausstattung beigegeben worden. Der König auf einem Papyrusnachen stehend und den Speer in der Hand erhoben auf der Jagd befindlich, ist ja vielen bekannt. Selbstverständlich spielt bei dieser Statue die Mytologie eine große Rolle. Der König ist der Nachfolger des Gottes Horus auf Erden. Er befindet sich immer im Kampf gegen das Böse auf der Welt. Er muß immer bereit sein gegen das Böse in der Gestalt des Gottes Seth zu kämpfen. Seth hatte einst seinen Vater Osiris getötet und stritt lange mit Horus um die Nachfolge, bis die Götter-Neunheit ein Urteil sprach und Horus als Nachfolger bestimmte. Nach dem Glauben und der Vorstellung der alten Ägypter, stellten das Nilpferd und das Krokodil die Verkörperung des Gottes Seth dar. Darum mußte der König auch bei seinem Tode mit den entsprechenden Mittel für den Kampf ausgestattet werden. Bei der Bergung der Schätze aus dem Grab des Tut-anch-amun, wurden ca. 15 Schiffsmodelle geborgen. Leider gibt es bis jetzt noch keine umfassende Veröffentlichung der Schiffe. (In einem sehr gut gemachten Buch von Björn Landström, erschienen 1970 im Bertelsmann-Verlag, wird der Versuch unternommen, die Schiffe und ihre Formen darzustellen.)

Auch in der modernen Zeit werden erhebliche Mengen an Waren per Schiff und auf dem Nil transportiert. (Darüber konnte sich der Verfasser selbst bei seinen Reisen ein Bild machen.) Wenn auch das Auto oder die Eisenbahn große Mengen der Waren bewältigen, so ist das Schiff oft die einzige Möglichkeit ohne große Umwege von einem Ufer zu dem anderen zu kommen. Ja, selbst aus den Steinbrüchen des Südens werden die Steine noch per Schiff transportiert.

I n f o r m a t i o n e n :

Zum Schluß möchte ich noch einige Fakten anfügen. Der Name "NIL" ist aus dem Griechischen übernommen. Der Name lautete früher "NEILOS". Der Nil entspringt unter dem Äquator in einem Binnensee. Victoriasee und Albertsee bilden den Aus-gangspunkt für den mit 6500 km längsten Fluß der Erde. Viele Länder liegen an seinen Ufern, was man ja mit einem Blick in einen Atlas sehen kann. Ungebremst fließt der Fluß jedenfalls nicht zum Meer. Mehrere Felsformationen, Katarakte genannt, stoppen seinen Lauf. Oft galten die verschiedenen Katarakte als Landes-grenze und zeugte von dem Eroberungswillen der Pharaonen in Richtung Nubiens. - Tuthmosis I. dehnte sein Reich bis zum 4. Katarakt im Süden und im Norden bis zum Euphrat aus. - Die größte nutzbare Fläche bildet das Delta. Hier schiebt sich der Fluß ins Mittelmeer und baut durch das mit gebrachte Erdreich seine Größe weiter aus. Durch den Bau des Staudammes in Assuan, wurden die alljährlichen Überschwemmungen mit dem Transport von Erdreich größtenteils gebremst. Aus Kostengründen hat man bei dem Bau auf große Auslaufrohre am Fuß der Staumauer verzichtet. Das hat zur Folge, daß jetzt das an geschlämmte Erdreich sich am Fuß der Staumauer ablagert und somit für eine Hebung des Wasserspiegels im Stausee sorgt. Um ein Überlaufen des Stausees zu verhindern, soll der Schlamm aufgerührtt und in einen flachen Kanal umgeleitet werden. An diesem Kanal beabsichtigt die ägyptische Regierung Siedlungen anzulegen, da dann der Schlamm und der gebundene Sand wieder wie "Früher" bei den Nilüberschwemmungen neues Land für die Bearbeitung entstehen läßt. An dem Fluß leben heute ca. 60 Mill. Einwohner, wobei die Stadt Kairo das größte Ballungszentrum bildet. Die Wanderdünen und Felsränder reichen an einigen Stellen bis an das Ufer des Fluß.

Dieter Hein 

Literaturhinweise:

Knauers Lexikon der Ägyptischen Kultur
Ägypten und ägyptisches Leben im Altertum, Erman/Ranke
Tut-anch-amun, Das Grab und seine Schätze, I.E.S. Edwards
Die Schiffe der Pharaonen, Bjön Landström.

Ägyptisches Museum Kairo

Bildmaterial: NASA

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