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Die Stellung der Frau zum Mann im alten Ägypten

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Die Stellung der Frau zum Mann im Alten Ägypten.


Einleitung

Herodot bemerkte auf seinen Reisen, dass die Ägypterinnen nicht nur das Haus hüteten. Sie üben auch einen Beruf aus, verfügen über ihr Vermögen und wären auch als Kauffrauen tätig. Der Mann dominiere nicht in der Ehe, wie es in Griechenland oder im Römischen Reich der Fall sei.


Die gelebte partnerschaftliche Verbindung zwischen Mann und Frau in Ägypten überraschte ihn bei seinem Aufendhalt in Ägypten sehr.

Sehr viele Bücher sind zu diesem Thema schon geschrieben worden, aber trotzdem möchte ich den laienhaften Versuch wagen und einmal eine kleinere Zusammenfassung zu diesem Teil des Leben im Alten Ägypten zu erstellen.

Auf nahezu allen bildlichen Darstellungen in den Privatgräbern ist die Frau des Grab-herrn mit abgebildet. Sehr oft in gleicher Größe oder nur geringfügig kleiner. Bei gleichgroßer Abbildung, kann man davon ausgehen, das die Eheleute im Leben von gleicher Herkunft oder Besitzstand waren. Die aufgezeigten Opfergaben in den Bildfolgen geben einen weiteren Hinweis auf die Stellung der Frau in der Ehe. Es gibt Bildfolgen bei denen die Frau offensichtlich die herausragende Rolle im Leben gespielt hat, welches sich durch die gleiche Größe zum Mann zeigt, aber bei der Schriftrichtung des Textes eindeutig die Ausrichtung auf sie zu läuft. Ein weiterer Hinweis ist auch die Menge der Opfergaben, die vor den Personen auf den Tischen liegen. Manchmal gibt es im Text auch Zahlenangaben der zu erwarteten Opfergabenmengen.

Die Figuren sind perfekt dargestellt, sie sind makellos von den Handwerkern gearbeitet. Privatpersonen sind leuchtend weiß gekleidet. Die Darstellungen der Personen entsprachen dem traditionellen Stil. Die Köpfe sind im Profil zusehen, ein Auge sieht man von vorn, die Beine schreiten. Es gibt aber auch sitzende Abbildungen, die dem gleichen Darstellungsmuster folgen. Zahlreiche Grababbildungen dokumentieren das „heiter festliche Beisammensein von Mann und Frau.“


Hochzeit?

Für die Forschung ist die Feststellung wie oder wer wenn heiratete ein ganz schwieriges Thema. Es sind keine Unterlagen bis jetzt gefunden worden, die Auskunft geben könnten wie eine Hochzeit zwischen Mann und Frau arrangiert wurde. In den meisten Fällen, zog die junge Frau mit ihren persönlichen Sachen, die sie von zu Haus mitbekam ins Haus des zukünftigen Ehemannes. Es gibt aber Hinweise, wo es umgekehrt vor kam, dass der Mann in das Haus der höher eingestuften „Ehefrau“ einzog. Standesunterschiede fielen bestenfalls in der Königsfamilie ins Gewicht.

Die Ägypter hatten in ihrem Wortschatz kein eigenes Wort für den Begriff „Hochzeit“. Die Frau behielt auch in der Ehe ihren Namen. Familiennamen, wie wir sie kennen, gab es nicht. In den Schriften wurde nur die Hinweisform von welchen Eltern man abstammte eingesetzt. Zum Beispiel: der Sohn des NN oder sie ist die Tochter von NN. Eheverträge sind erst ab ca. 900 v. Chr. bekannt.

Ehen wurden im Alten Ägypten auch wegen wirtschaftlichen Gesichtspunkten arrangiert. Um die Vermögen in den Familien zu halten, galten Ehen zwischen Cousins oder zwischen Nichten und einem Onkel als gegeben. Die genetischen Probleme im Bezug auf eine Inzucht, hat es offensichtlich nicht im größeren Masse gegeben. Eine Ehe zwischen verschiednen Völkern, welche durch den Zuzug oder Krieg in das Land kamen, war nicht verboten. Es gab auch Ehen zwischen Freien und Sklaven. Mädchen und Jungen konnten sich durchaus außerhalb der elterlichen Behausung treffen und kennen lernen. Ich möchte an dieser Stelle auf die vielen überlieferten Liebesgedichte hinweisen. Ein junges Mädchen galt im Alten Ägypten mit dem Beginn der Pubertät oder der ersten Menstruation als heiratsfähig. Leider sagen die alten Texte wenig über die Sexualität aus, es gibt aber einige Zeichnungen von sexualen Handlungen zwischen Mann und Frau.




Erstellung des Haushaltes

Durch das Zusammenziehen von Mann und Frau in ein gemeinsames Haus, begann das Ehreverhältnis. Da es zu der damaligen Zeit kein Bares in Form von Geld gab, sondern eben Gegenstände wie Töpfe, Pfannen, Bettzeug, Tücher, Leinen oder auch Möbel, kamen solche Dinge eben auch mit in den neuen Hausstand. Es konnte aber durchaus auch sein, dass ein Partner Landteile oder Felder sowie auch ein Haus in seinem Besitz hatte, diese Dinge gingen dann in den neu gegründeten Hausstand ein. Oft gab es aber wiederum Verträge zwischen den Eheleuten, bei denen diese Dinge durch Vertragsabschluß im Besitz des jeweiligen Einbringenden verblieben.


Herrin des Hauses

Mit diesem Titel verband man nicht nur den Begriff der heutigen Zeit: „ Hausfrau“. Nein, dieser Titel beinhaltete durchaus auch geschäftliche Tätigkeiten. So gibt es einen Text, in dem ein Ehemann einer Frau seinem von ihm entlassenen Verwalter eines Hofes mitteilt, dass seine Frau diese Maßnahme rückgängig gemacht haben möchte, weil sie der Meinung ist der Verwalter sollte eine weitere Chance haben die bisher geleistete Arbeit besser zumachen und auf dem Feld zubleiben.

Zitat aus dem Buch: Nofret die Schöne –Ausstellungskatalog 1985
(Es geht hier um einen Brief aus der Zeit um das Jahr 1000 v. Chr. In diesem Brief schreibt der Armeeoberst Schedsu-Chons an seinen Pächter, einen Nubier folgendes: „Ich teile dir mit, dass ich nach Theben zurückgekehrt bin. Doch siehe, meine Ehefrau, die Herrin meines Hauses, hat mir gesagt: Nimm dem Pächter den Acker nicht weg. Überweise ihn ihm wieder, lass ihn weiter bewirtschaften. Wenn nun mein Brief bei dir gelangt, so nimm dich des Ackers an und vernachlässige ihn nicht.“)

Des weiteren stand sie auch den im Hause tätigen oder auf den Feldern arbeitenden Leuten vor. Selbst wenn aus einem anderen Grund eine weitere Frau (Nebenfrau) ins Haus kam, blieb sie die „Herrin des Hauses“. Die Stellung der Frau war natürlich durch ihre Empfängnisfähigkeit besonders bestimmt. Frauen denen es vergönnt war viele Kinder zu bekommen, waren sehr angesehen. Keine große Rolle spielte das Geschlecht bei den Kindern. Beide Formen wurde gleich gut angesehen, welches sich auch in der späteren „Berufswahl“ zeigte.

Die Mutter gab einem Neugeborenen den Namen, man kann aber davon ausgehen, das der Vater bei der Namensfindung daran beteiligt war. Namen waren für die Ägypter von großer Wichtigkeit, das entgültige Vergessen eines Namen galt als undenkbar, als endgültiger Tod. Kinder wurden bis ins dritte Lebensjahr gestillt. Konnte die Mutter dieser Aufgabe nicht Folgeleisten, holte man eine Amme ins Haus. Dieser Beruf war sehr angesehen, ja es wurden Verträge gefunden, das eine Amme während der Stillzeit keinen Sexualverkehr haben durfte.

Den rechtlichen Stand der Frauen zeigt sich auch in vielen Hinweisen, wo die Frau nach dem Tod des Mannes die Vormundschaft über die im Hause lebenden Kinder übernahm und oft mit gerichtlicher Absicherung gegenüber Dritten behielt.


Gütertrennung

Wie oben schon angeführt, war es durch aus üblich, das Mann und Frau bei unterschiedlicher Stellung bei der Eheschließung einen Ehevertrag abschlossen, in dem festgelegt wurde welche Gegenstände die Frau in die Gemeinschaft und welche der Mann eingebracht hatte. Bei einer eventuellen Scheidung wurden diese Sachen immer zuerst geteilt und dann die Dinge aufgeteilt, die man gemeinsam erarbeitete hatte. Scheidungen wurden entgegen der „formlosen Art“ einer Heirat, immer vor einem mit richterlichen Befugnissen aus gestatten Schreiber/ Priester geführt. Der Realitätsanspruch altägyptischer Texte und Bilder erlaubt uns durch die Grabin-schriften einen Einblick in die Alltagsverhältnisse. Die Handlungsfähigkeit der Frau in allen Belangen des privaten Bereiches überträgt sich vom diesseitigen Leben auch ins Jenseitige. Ansprüche aus bestehenden Eheverträgen, in denen die Versorgung des Grabes mit Opfergaben oder Ritualen festgelegt waren, mussten dann auch genau befolgt werden.

Auf dem Grabrelief der Keti-sen (Kairo), sind wie erwähnt, sämtliche Inschriften zur Frau ausgerichtet. Eine genaue Opfergabenliste bestimmt welche Dinge zur Versorgung im Jenseits getätigt werden müssen. Keti-sen streckt auf dieser Tafel beide Hände zum Opfertisch aus und zeigt damit eine größere Aktivität als ihr Mann Huti. Dieser sitzt auf seinem Stuhl mit nur einer Hand ausgestreckt und einem angewinkelten Arm relativ passiv dort.

In einem weiteren Dokument wird folgendes festgelegt. Eine Mutter geht zu einem Richter um folgendes zu bestimmen: „Sieh, ich habe mehre Kinder großgezogen und alle sind etwas geworden. Jetzt bin ich alt geworden und keiner kümmert sich mehr um mich. Ich möchte eine Vorsorge treffen für mein nächstes Dasein.“ Im folgenden wird dann festgelegt, wer was aus ihrem Besitzstand erhält und welche Dinge in die Versorgung für ihren Totenkult (modern: Grabpflege) einfließen sollen.


Lohngefüge bei Arbeiten außer Haus

Wenn man den vorhandenen Informationen folgen kann, war es im Alten Ägypten mit dem Lohngefüge bald besser bestellt als in einem Lande wie Deutschland. Man hatte keine Gewerkschaften in Ägypten, trotzdem war die Bewertung der Arbeit zwischen Mann und Frau auf Grund der „Gleichstellung“ viel weiter als Heute. Immer wieder sieht man auf den vielen Abbildungen in den Privatgräbern das Mann und Frau bei der Arbeit sind und in den Größen gleichgestaltet werden. Bei gemeinsamen Arbeiten, die eine größere Kraftaufwendung benötigen, ist der Mann gefordert. Alle weniger kraftaufwendigen Arbeiten werden von den Frauen ebenso bewältigt.

Zahlreiche Abbildungen zeigen die Frauen beim Weben, Backen, Bierherstellen, Kornmahlen u.v.a. Die Entlohnung von Arbeiten außerhalb des Hauses war gleich. Es war durchaus üblich, das die Frau zur normalen Hausarbeit einen weiteren Beruf ausübte. Dieser konnte Arbeit bei einer höhergestellten Persönlichkeit im Haus sein oder auf einem Gut eines Adligen Land- und Gartenarbeiten verrichten. Auch war es in den ländlichen Gegenden üblich, das Frauen und Männer in den jeweiligen Dorfheiligtümern Dienst taten, welcher in Deputaten entlohnt wurde.

Frauen arbeiteten auch als Handwerkerinnen. Ihre Webarbeiten und Schmuckwerke waren bis in die Römerzeit sehr begehrt.



Da es ja keine Geldmünzen gab, wurde die Wirtschaft vom Tauschhandel bestimmt. Frauen boten ihre mehr erarbeiteten Waren ihrer häuslichen Produktionen auf dem Markt an. Kinder wurden im allgemeinen zur Hütung des Viehs herangezogen. Welches ja auch heute in vielen Gegenden der Welt durchaus üblich ist.

Schreiben und lesen lernten nicht alle Mädchen in AR. Mit dem Mittleren Reich begann die Ausbildung in „Schulen“. Wobei man sich nicht eine Schule in unserem Sinn vorstellen sollte, sondern an den Tempel wurde die Ausbildung vorgenommen. Diese Tempel dienten nicht nur den religiösen Handlungen, sondern dienten eben auch praktischen Dingen. Man erinnere sich an den Tempel von Edfu, in dem es besondere Räume zur Herstellung von Salben, Labors, Handwerkerräume u.v.a. mehr gab. Nur ein bestimmter Teil war den geistlichen Abläufen vorbehalten. Ärzte z. B. wurden unter anderen in Kom Ombo ausgebildet. Frauen die aus wohlhabenden Familien stammten konnten durchaus eine gehobene Stellung auf der Leiter der Priesterinnen erreichen. Des weiteren gibt es reichlich Hinweise auf weibliche Beamtinnen. Pharao Pepi I. hatte eine Frau als Wesir. Bereits in der 4. Dynastie ist überliefert, das es Frauen als Ärztinnen gab.


Stellung der Nebenfrau zur Herrin des Hauses

Wenn sich ein Mann eine weitere Frau leisten konnte, musste diese auch mit bestimmten werteigen Dingen ausgestattet werden oder sein. Es kam durchaus vor, dass die erste Frau keine Kinder bekommen konnte. Dann konnte der Mann wie oben angefügt, sich eine weitere Frau aus diesem Grunde in das Haus zunehmen. Die erste Frau behielt ihren Titel: „Herrin des Hauses“ weiterhin. Kinder dieser Verbindung wurden mit den gleichen Rechten erzogen wie es mit der ersten Frau erfolgt wäre. Es kam aber auch vor, das der Herr des Hauses keine zusätzliche Frau ins Haus nahm, sondern eine schon im Haus befindliche Angestellte zu seiner zweiten Frau erkor, dann wurden auch diese Kinder genauso aufgezogen.

Stab der Herr des Hauses, dann war die Nebenfrau genau wie die Hauptfrau in die Erbfolge mit eingebunden, dieses traf auch auf die Kinder der Nebenfrau zu.


Kindererziehung



Kindererziehung war eigentlich Aufgabe der Frauen, wenn auch die Männer mit eingebunden waren. Durch die lange Zeit der „Brustzeit“ ergab sich schon dadurch ein anderes Verhältnis zur Mutter oder Amme, als zum Vater. Wie es auch heute noch in vielen Ländern der Erde zu sehen ist, werden die Kinder besonders geliebt. Zahlreiche Abbildungen im Alten Ägypten zeigen uns fröhliche Kinder beim Spiel oder sind wie in der Amarnazeit insbesondere in die Bildfolgen eingebunden. Kinder sind in den Abbildungen an ihrer seitlich am Kopf befindlichen Jugendlocke zu erkennen. Je nach Stand der Eltern, war es möglich den Kindern eine gemäße Ausbildung angedeihen zu lassen. Diese Ausbildung konnte vom Beruf des Vater auf den Sohn übergehen oder an den Tempelschulen erfolgen. Bei höher gestellten Kreisen, wurden die Kinder oft auch mit den Prinzen und Prinzessinnen des Pharao gemeinsam erzogen, ausgebildet. Ein Zitat besagt: „Der Schüler hört mit seinem Rücken.“ Will damit sagen, das es aber durch aus möglich war in der Schule bei nicht befolgen der Regeln, auch eine „handfeste“ Strafe zu bekommen. An einer anderen Stelle ermahnt ein Vater seinen Sohn, das er Schreiber werden solle um sich so aus der übrigen Bevölkerung heraus zu heben, um es eben etwas leichter im Leben zu haben, als schwere Arbeit leisten zu müssen.


Priesterinnendienst

Gerade im religiösen Denken des alten Ägyptens prägt sich die Stellung der Frau besonders anschaulich aus: Die Gottheit, die für die Weltordnung zuständig ist, ist eine weibliche Göttergestalt, Maat, die die Toten zum Totengericht und vor den Totenrichter Osiris begleitet. Sie sitzt „symbolisch als Figur oder in Form der Feder auf der einen Schale der Lebenswaage, wenn über das Leben des Verstorbenen zu Gericht gesessen wird. Die ägyptische Götterwelt ist voll von Frauengestalten, jeweils eine wichtige Funktion ausüben. Aus dieser Vielfalt von Göttinnen, ergibt sich auch die Frauen im alten Ägypten eine große Menge an Priesterdiensten in den Heiligtümern. Titel wie „ Sängerin des Amun, Priesterin des Min zeigen auf die verschiedenen Aufgaben hin. Die Kulthandlungen für die Göttin Hathor wurden weitgehend von Priesterinnen versehen. Frauen versahen auch den Gottesdienst für die Göttin Neith. Ein weiteres Aufgabengebiet war der „Totendienst“. Ihre herausragende Bedeutung im Kultleben erreichen die Frauen insbesondere im Neuen Reich. Hier übernehmen Prinzessinnen oder Königinnen unter der Bezeichnung „Gottesgemahlin“ eine besondere Stellung ein. Die Königin oder Prinzessin übernimmt es, im Kultvollzug den Gott Zufriedenzustellen und damit den Weltlauf in guter Ordnung zu halten.

Die Gottheit war in Form einer Statue auch augenscheinlich immer im Tempel anwesend. Nur die Priester und Priesterinnen durften in den unmittelbaren Bereich der heiligen Räume um die notwendigen Aufgaben zu tätigen. Die Aufgaben bestanden darin, diese Statuen und damit ihre allmächtigen Besitzer in bestem Zustand zu erhalten, dazu gehörte die Sorge für Kleidung, Nahrung, Schutz vor äußeren Beschädigungen und jede Art der Verunreinigung, die ihre irdische Macht beeinflussen könnte. Man dachte sie sich als tatsächlich lebende Wesen, verwundbar wie ein Mensch und ebenso auf Nahrung angewiesen.

Der Mythos von der göttlichen Geburt des Pharaos aus der ehelichen Verbindung der Königin mit Amun spielt ebenso in diesen Vorstellungskreis hinein, wie die Göttlichkeit des Pharaos. Dieser erfährt als Gemahl der Königin aus deren kultischen Rolle als Gottesgemahlin indirekt einen göttlichen Hauch. Die politische Bedeutung der Gottesgemahlinnen des Amun von Karnak lag in der Kontrolle begründet, die sie über den Reichstempel hatten. Die Schreiweise ihrer Namen wurde wie die der Könige durch die Umrahmung durch die Kartusche herausgestellt.


Schreiberin

Die Frauen waren – abgesehen von Schwerstarbeit – nicht von bestimmten öffent-lichen Berufen ausgeschlossen. Ab dem NR sind in den Verwaltungen „Schreiber-innen“ und „Vorsteherinnen“ belegt. Die Frau eines Gaufürsten von Assiut wird in den vorhandenen Nachweisen als „Wesirin“ und Richterin bezeichnet. Der Titel einer „Schatzmeisterin“ ist aus Beni Hasan belegt. Wenn man diesen Angaben folgen kann, dann war der Schulbesuch für Mädchen nicht versperrt. Erwähnen möchte ich noch, dass die altägyptische Gottheit der Schrift eine Göttin war. Seschat wird in vielen Darstellungen mit Schreibbinse, Papyrus und Palette abgebildet. In der Politik trat die Frau als Regentin auf und hatte als Beraterin des Pharao entscheidenden Einfluss.

An einem Beispiel aus der Zeit 700 v. Chr. möchte ich einmal die Titel welche eine Frau erlagen konnte vorstellen. Die Dame um die es hier geht heißt: Irtu-iru. Ihr Grab befindet sich in Westtheben. In den Inschriften an den Wänden sind folgende Bezeichnungen oder besser gesagt Titel vermerkt. „Weiblicher Schreiber, Große Gefolgsdame der Gottesverehrerin, Gottesgemahlin, Gotteshand Nitokris. Zusätzlich trägt sie noch den Titel einer: „Königsbekannten“. Des weiteren wird sie gepriesen als „die die Zornesflamme(?) löscht im Hause der Gottesanbeterin des Amun“. Sie sei „Auge der Gottesverehrerin, Ohren der Gottesverehrerin“ gewesen.

Das Auffallende an dieser Inschrift sind nicht die vielen hohen Titel, die es auch schon im AR gegeben hat, nein der Titel: „ weiblicher Schreiber“ wird noch vor allen folgenden Titeln als erster genannt. Welches hier wohl als eine besondere Leistung und Stellung am Königshof herausgestellt werden soll. Der Aufstieg der Frauen in höhere Positionen ist somit dokumentiert, Gottesgemahlinnen des Amun, waren auch die Vorsteherinnen des großen Tempel in Karnak, die zum Teil nicht verheiratet sein durften wegen der „Reinheit“ um ihrem Gott Amun zu dienen.


Pharaoninnen

Neben Hatschepsut gab es noch andere regierende Pharaoninnen. Die erste war die Frau des ersten Pharaos der 1. Dynastie, Hotep-Neith 2950 v. Chr. Um die Jahrhundertwende fand man ihr Grab in Theben. Ihr Grab ist ein Lehmhügel mit eier Steinversteifung: Mastaba genannt. Sie war die erste Frau, die nachweislich als Pharao herrschte, warum ist leider nicht nachweisbar.

Die nächste Pharaonin war Merit-Neith. Sie regierte ca. 200 Jahre später. Funde aus dieser Zeit bestätigen, das diese Frauen nicht nur Regentinnen waren. In Abydos und in Sakkara bezeugen zwei Gräber von der hohen Stellung von Merit-Neith.

Um das Jahr 27700 v. Chr. erließ der Pharao Neteren ein Erlass, das Frauen die Thronfolge ermöglichte.

Legenden und Erzählungen berichten über eine Pharaonin mit Namen Nitokris, etwa 2184-2181 v. Chr. Herodot und Manetho erwähnen sie. Auf dem „Turiner Königs-papyrus“ ist ihr Name ebenfalls aufgeführt.

Des weiteren ist eine Pharaonin mit Namen Sobeknofru aus der Zeit um 1789-1785 v. Chr. bekannt.

Alle Königinnen regierten in Zeiten, in der ein männlicher Nachfolger nicht feststand und Unruhen im Land herrschten.

Die uns hinlänglich bekannte Königin Hatschepsut regierte fast 20 Jahre und nach den neuesten Erkenntnissen muß man heute wohl sagen: Sie regierte nicht gegen den rechtmäßigen König Thutmosis, sondern mehr für ihn, da er offensichtlich noch sehr jung bei der Thronbesteigung war und erst eine besondere Ausbildung erhielt. Trotzdem war ihre Regierungszeit unangefochten, welches sich auch in ihren Bauten niederschlug. Sie war die Tochter von Thutmosis I. und der Königin Ahmose. Ihr Mann Thutmosis der II. war ihr Halbbruder, dieser verstarb aber sehr früh. Ihr Mann wählte einen Sohn einer Nebenfrau zu seinem Nachfolger aus. Ihr Einfluss auf die Regierungsgeschäfte nahm mit der Zeit immer mehr an Größe zu, sodass sie wenig später den Königstitel annahm. Sie betrachtete wie gesagt ihren Stiefsohn trotzdem als Mitregent. Mit der Länge ihrer Regierungszeit nahm sie auch die Formen eines männlichen Pharaos mit all seinen Formen an. Konnte man in den ersten Jahren ihrer Regierungszeit noch an den Abbildungen Ansätze der Weiblichkeit entdecken, verschwanden diese immer mehr mit der Zeit. Sie ließ sich um ihre Stellung zu untermauern, als Mann abbilden. Nach ihrem Tod, wurden viele Zeugnisse ihrer Zeit ausgelöscht. In der Liste von Manetho wird sie aber aufgeführt.

Gute 250 Jahre später regierte wieder eine Frau als Pharaonin mit Namen Tausret. Sie war eine Halbschwester der Pharao Sethos II. Nach dem Tod von Sethos II. wurde einer seiner Söhne sein Nachfolger. Man sagt, sie ließ diesen Nachfolger umbringen und wurde selber Pharao.

In seinem Vortrag ging Herr Prof. Dr. Altenmüller von einer anderen These aus:
Nach dem Tod Merenptahs gerät die innere Stabilität Ägyptens aus dem Gleichgewicht. Die Probleme um den Pharaonenthron erreichen ihren Höhepunkt in der Auseinandersetzung von Amenmesse und Sethos II., der sich schließlich durchsetzen kann.
Aus seiner geschwächten Position heraus installiert Sethos II. bereits in der ersten Hälfte seiner Regierung seine „Große königliche Gemahlin“ Tausret und räumt ihr durch einen Grabbau im Tal der Könige eine herausragende Stellung ein. Für einen Zeitraum von 10 Jahren tritt Tausret, von der wir weder ihre Herkunft noch ihr Ende kennen, in die vorderste Reihe der ägyptischen Politik und wird selbst regierende Königin.

Im Jahre 1198 v. Chr. wurde sie zum Pharao gekrönt. Unterschiedliche Quellen berichten von einer Amtszeit zwischen 2 bis 8 Jahren. Starke Veränderungen fanden in dieser Zeit im Mittelmeerraum statt. Die sogenannten „Seevölker“ machten sich breit. Ägypten verlor den Zugriff zu den anatolischen Erzgruben. Dadurch wurde die Rüstung der Ägypter geschwächt.
Ägypten verlor in den nächsten Jahren seine Einheit. Im Norden herrschten Pharaonen mit lybischer Herkunft. Nubien wurde Selbstständig. Dort trat bald ein eigenes Herrschergeschlecht die Macht an. Ja, zu einem späteren Zeitpunkt in der 25. Dynastie wurde ein schwarzer Pharao für einige Zeit König von Ägypten.

Die Pharaonen aus dem Norden schickten ihre Prinzessinnen als: „Gottesgemah-linnen des Amun“ nach Theben. Eine dieser „Gottesgemahlinnen“ wurde um 750 v. Chr. sogar Herrscherin über diesen „Vatikan des Amun“. Ihr Name lautete: Schepenutep I. Sie war wohl eine sehr starke Persönlichkeit, die das Amt der Gottesgemahlin für viele Jahre prägte.



Quellen:
Frauen im Alten Ägypten, Peter H. Schulze
Nofret - die Schöne, Ausstellungskatalog.
Vorträge des: Forum Ägyptologie an der Universität Hamburg e. V.,
gehalten von Frau Dr. Silke Roth, Mainz / Herrn Prof. Dr. Wildung, Berlin
Herrn Prof. Dr. Altenmüller, Hamburg.
Nofretetes Schwestern, Christian Jacq

Dieter Hein, HAGIB

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