Über das alte Ägypten gibt es viel zu berichten. So möchte
ich heute über eine Tempelanlage berichten, die eigentlichnicht immer
auf der Besichtigungstour der Reiseführer liegt. Jeder, der schon
einmal über das Tal der Könige etwas gelesen hat, oder auch schon
einmal da war, wurde von den Führern auf das Tal der Königinnen
hingewiesen. Nun, so in der Mitte dieser Angaben, befindet sich eine Tempel-
Palastanlage die dem Pharao Ramses III. zugeordnet wird. Das besondere an
dieser Anlage ist, daß die dem König zur Verfügung gestandenen
Palasträume aus Lehmziegel gebaut wurden, während die den Göttern
und priesterlichen Kulthandlungen, sowie der Verehrung des König bestimmten
Räume und Teile der Tempelanlage ausschließlich aus Stein gebaut
wurden. Diese Kombination Königspalast und Tempel eingeschlossen mit
einer Umfassungsmauer ist sonst in so enger Verbindung nicht wieder anzutreffen.
Den Tempel betritt man durch ein hohes Tor mit zwei Stockwerken und
breiten Fenstern. Das Tor wird durch 2 Standfiguren der Göttin Bastet
gesichert. Nach dem Durchschreiten des Tores befindet sich vor dem Besucher
eine große Fläche, so daß der Blick auf der gegenüberliegenden
Seite auf den 1. Pylon fällt. Geht man auf diesen Pylon zu, sollten
die Augen einen Augenblick auf dem rechts stehenden Tempel in flacher Bauweise
verweilen, da befinden sich die Reste eines Tempels aus der 18. Dynastie
( Thutmosis III. ) sowie (halblinks) die Reste einer Kapelle die Königin
Hatschepsut gebaut hat. Ganz rechts in Nähe der Umfassungmauer befindet
sich noch der Heilige See.
Hat man diese Fläche überquert und geht auf den Haupteingang
des 1. Pylon zu, so sollte man einmal etwas nach links schauen, dort befindet
sich das sogenannte Erscheinungsfenster(Tor). An diesem Fenster(Tor) zeigte
sich der König und die königliche Familie an bestimmten Tagen
im Jahr seinem Volk, um die Huldigungen entgegenzunehmen. Das Fenster(oder
Tor) konnte und wurde auch dazu benutzt, um verdiente Soldaten und Feldherren
nach einer gewonnenen Schlacht auszuzeichnen, dann wurden besondere Auszeichnungen
wie zu Beispiel die goldene Fliege, Halskragen von feinster Art oder sogenanntes
Ehrengold in Form von Brustschilde überreicht.
Bevor wir den Tempel betreten, wollen wir schnell noch einen Blick
in die Räume des Königs werfen. Nur zur Erklärung: 90% des
Tempels sind ohne Dach, so daß nur Teile der vorhandenen Mauern einen
Eindruck von der einstigen Pracht dieser Anlage vermitteln. Aber auch das
hat seinen Reiz, so ist es möglich von "Oben" in das Badezimmer des
Pharao hinein zu sehen. Sein Ruheplatz aus Stein gehauen oder den Thronsaal
ohne störende Türen zu bewundern. Hinter dem Palast befand sich
ein Garten mit Brunnen und die Räumlichkeiten für die Dienerschaft,
Schreiber und Verwalter. Die große Umfassungsmauer aus Nilschlammziegeln,
hat hier eine Höhe von ca. 4,00 m, so daß keiner von außen
die königliche Familie sehen konnte. Aus diesem Palast war es dem
König möglich durch eine Tür in der Außenmauer des
Tempels in den ersten Hof hinter dem 1. Pylon zu gelangen. Wir betrachten
jetzt einmal die Reliefs an dem 1. Pylon.
Auf der Außenseite Darstellung des Königs in der symbolischen
Szene des Feindeerschlagens vor Amun und Re-Harachte. Die unterworfenen
Länder und Städte sind in kartuschenförmigen Ringen mit
Menschenköpfen namentlich genannt. Auf der Westseite der südlichen
Pylonhälfte befinden sich ungewöhnlich lebendige Jagdszenen. Wir
befinden uns jetzt in dem ersten Hof. Die Wände zeigen hier weiterhin
die Kämpfe des Königs mit den Libyern und Seevölkern, die
Ägypten vom Mittelmeer aus angriffen. Die Inschriften beziehen sich
auf einen großen Sieg im 8. Regierungsjahr (1176 v. Chr.).
Der 2. Pylon zeigt auf der Ostseite der südlichen Pylonseite wie
der König den Göttern Amun und Mut Gefangene vorführt. Auf
der Pyloninnenseite und den Süd- und Nordwänden des Hofes befinden
sich Darstellungen des Sokar- und Minfestes. Die Reliefzyklen in diesem
Hof sind vorwiegend kultischen Handlungen gewidmet. Über eine Rampe
vorbei an übergroßen Standfiguren betreten wir jetzt einen Säulensaal,
in dem sich an den Seitenwänden kleine Kammern befinden, teilweise
überdacht. Der Säulensaal und die sich anschießenden Räume
bis zum Sanktuar für die Götterstatue des Amun sind nur noch
ohne Dach vorhanden. Vor dem Eingang zum Heiligtum befinden sich noch zwei
lebensgroße Sitzfiguren. In den Seitenkammern sind aber alle Wände
mit kultischen Szenen bedeckt. Trotz der fehlenden Decke und den verschiedenen
Mauerresten, erhält der Besucher einen guten Eindruck von der Größe
und Schönheit dieses Tempels, da er an den verschieden Stellen, besonders
am zweiten Durchgang zum kleinen Säulensaal, farblich noch in einem
guten Zustand ist.
Ja und dieser phantastische Anblick war dann auch dafür verantwortlich,
daß der Verfasser seine Reisegruppe verlor und auch noch in einen
falschen Bus einstieg, worauf unser Reiseleiter ganz aus dem Häuschen
geriet, den Spott der Reisegruppe habe ich gern ertragen.
Zum Schluß noch ein wenig Technik. Die äußere große
Umfassungsmauer ist ca. 18 Meter hoch, 10 Meter breit. Sie hat eine Länge
von 320 Meter und eine Breite von 220 Meter. Der Tempelbereich ist wie
gesagt mit einer weiteren Umfassungsmauer versehen, die Fläche beträgt
eine Größe von 170 x 130 Meter, auf der sich der Tempel, der
königliche Palast und die Wohnungen der Priester und die Magazine
befinden.
Dieter Hein